Lieblingsplatz

Es ist nicht schwer, einen Lieblingsplatz im Junipark zu finden. Meinen teile ich wahrscheinlich mit den meisten der Besucher: Dort ist es windig, ein bisschen wackelig und die Aussicht ist unglaublich schön. „Kannst du bitte ein Foto von uns machen“ – das werde ich in der Viertel Stunde oben auf dem Junipark-Turm drei Mal gefragt. Ja, klar. Und so stellen sich drei verschiedene Pärchen vor die Tempelhofer Freiheit. Dass die Sonne von dort scheint und auf dem Foto nur zwei dunkle Gestalten zu erkennen sind, stört sie nicht. Doch bis auf die drei Paare hier oben ist es noch leer am zweiten Junipark-Tag.

Vereinzelt stehen zwei, drei Besucher unten an der Bar und die Tanzgruppe der Schlesischen27 macht sich für ihre Performance warm. Beim Bauworkshop arbeitet noch ein Mann mit Holz. Was er genau macht, kann ich von hier oben nicht erkennen, schließlich trennen uns 14 Meter und ich bin nicht ganz schwindelfrei. Also stützte ich die Hände auf das Geländer und schaue geradeaus in Richtung Tempelhofer Feld. Ein einzelner Kitesurfer versucht sein Glück, viele Berliner sind zu Fuß oder mit Hunden unterwegs. Immer wieder bleiben Fahrradfahrer stehen und schauen zum Junipark-Turm. Am meisten wundert die Menschen vielleicht das große Fragezeichen am Turm, welches etwas vorwurfsvoll Richtung Tempelhofer Freiheit blickt.

Dann steht eine junge Frau neben mir, nicht viel älter als ich. Sie zückt ihr Smartphone, fotografiert in Richtung Sonne und wir kommen ins Gespräch. Direkt gegenüber wohne sie und wollte mal nachschauen, was hier eigentlich los ist. Wochenlang habe sie gehört, wie es schepperte und das Gerüst entstand. Die Studentin holt das Junipark-Programm aus ihrer Tasche und geht die kommenden Tage durch. Sie möchte wiederkommen. Vielleicht begegnen wir uns noch einmal.

Langsam füllt sich viele Meter unter mir der Junipark, die Tanzgruppe hat schon die Musik aufgedreht. Reggae. Und dann, ganz plötzlich, bin ich allein auf dem Turm. Ich nehme mein Handy aus der Tasche und mache ein Foto. Berlin hat zwar keine Skyline. Aber ich denke, die braucht es auch nicht. Berlin hat einen Horizont.

Katharina

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